Von Dan Amrich
Gegen Ende der Aufnahmesitzungen für das Album Million Mile Reflections von 1979 bemerkten Charlie Daniels und seine Band, dass etwas fehlt: ein Fiddle-Song. Das ist umso überraschender, wenn man bedenkt, dass Daniels selbst die Fiddle spielt! „Ich weiß nicht, warum wir das nicht bemerkt hatten“, gab er in einem Interview mit Songfacts zu, „aber wir gingen raus, nahmen uns ein paar Tage frei vom Aufnahmestudio, gingen in einen Probesaal und dann hatte ich diese Idee: ‚The Devil went down to Georgia‘.“
Da Songs mit anstößigen Wörtern womöglich nicht ausgestrahlt werden würden, nahmen sie einen wichtigen Vers alternativ als „son of a gun“ auf. Dieser wurde für die Radioversion verwendet, während der Originaltext auf dem Album zu hören war.
Der Song dreht sich um die Volkserzählung über den draufgängerischen Fiddle-Spieler Johnny, der sich mit dem Teufel um eine goldene Fiddle duelliert. Dabei spielen sie sich abwechselnd etwas vor, um den jeweils anderen zu übertreffen. Auf dem Track spielte Charlie beide Parts – sieben übereinanderliegende Spuren für den Teufel, aber nur drei für Johnny – und der Held gewinnt. Einige Fans meinten zwar, dass sie den protzigen, wüsten Auftritt des Teufels bevorzugen, doch der fromme Charlie winkt ab. „Wenn man es auseinandernimmt und genau hinhört, ist das nur Schall und Rauch vom Teufel“, erzählte er Songfacts. „Ich meine, da ist einfach nichts. Da ist keine Musik.“
Charlie Daniels bezog sich zum Teil auf Stephen Vincent Benets Gedicht von 1925 „The Mountain Whippoorwill: How Hill-Billy Jim Won the Great Fiddler's Prize“. Benet – in der amerikanischen Literatur wohl eher für „John Brown‘s Body“ und „The Devil and Daniel Webster“ bekannt – wurde durch ein reales Ereignis im Jahr davor inspiriert, „The Mountain Whippoorwhill“ zu verfassen, als der Fiddle-Spieler Lowe Stokes die Landesmeisterschaft gegen den Veteranen Fiddlin‘ John Carson gewann. (Noch interessanter ist, dass die Nitty Gritty Dirt Band 1974 einen Song aus dem Gedicht machte.) Erwähnenswert ist auch, dass der Titel des Songs, mit dem Stokes gewann – „Hell Broke Loose in Georgia“, ein Klassiker in Bluegrass-Wettbewerben –, letztendlich in Charlie Daniels Liedtext verarbeitet wurde.
Lowe Stokes nahm „Hell Broke Loose in Georgia“ als Mitglied der Skillet Lickers auf, einer der einflussreichsten Bluegrass-Bands in Georgia.
Zum 40. Jubiläum des Songs hatte Charlie Daniels nichts als schöne Erinnerungen zu seiner Entstehung im Studio. „Die Drummer fanden einen Rhythmus, Charlie Hayward fiel eine brodelnde Bassspur ein, Taz (Keyboarder Joel DiGregorio) erschuf den verhängnisvollen Vers, der den Auftakt zum Fiddle-Solo darstellt, und Tommy Crain spielte einen siedenden Rhythmus-Part auf seiner Gitarre.“ Durch diese enge und leidenschaftliche Zusammenarbeit gewann die Charlie Daniels Band 1979 einen Grammy.
Später wurde dieser Song als Bosskampf im Finale von Guitar Hero III berüchtigt, was Charlie jedoch verabscheute, da der Teufel in diesem Fall die Chance hatte, zu gewinnen. „Ich hatte diesen Leuten nicht erlaubt, meinen Song zu pervertieren“, schrieb er 2008, „und das Ergebnis widert mich an.“ Doch wie bei allen übernatürlichen Geschichten misst man wahren Erfolg daran, dass es eine Fortsetzung gibt. Fiddler-Kollege Mark O‘Connor nahm 1993 mit Country-Superstars wie Johnny Cash, Marty Stuart und Travis Tritt „The Devil Comes Back to Georgia“ auf. Darin kommt es zehn Jahre später zu einer epischen Revanche zwischen Johnny und dem Teufel. Wer gewinnt? Das lassen wir dich mal selbst herausfinden.
Dan Amrich begann seine Karriere im Musikjournalismus bei den Zeitschriften Guitar World und Country Guitar. Er ist der Co-Creator von Princess Leia‘s Stolen Death Star Plans und der Creator, Songwriter und Bürgermeister von Hero Falls. Seit 2014 ist er Mitglied im Team von Ubisoft San Francisco.
„The Charlie Daniels Band“ von Carl Lender ist lizenziert unter CC BY 2.0.
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