5.October.2021

„The Comedians“ und „She‘s a Mystery to Me“ von Roy Orbison

Von Leila Abdul-Rauf

Mit seinem Comeback-Album Mystery Girl erlangte Roy Orbison 1989 erstmals
wieder große Aufmerksamkeit, seit er in den frühen 1960er-Jahren mit einer Reihe
von Top-Ten-Hits wie „Crying“, „Only the Lonely“ und „Oh, Pretty Woman“ zum
internationalen Star geworden war. Leider erlebte Roy den bahnbrechenden Erfolg
von Mystery Girl selbst nicht mehr mit – Virgin Records veröffentlichte das
Album weniger als zwei Monate nach seinem viel zu frühen Tod im Alter von 52
Jahren. Aber bis zu seinem letzten Atemzug sprühte Roy nur so vor Kreativität:
Erst ein Jahr zuvor hatte er mit George Harrison, Bob Dylan, Tom Petty und Jeff
Lynne die Supergroup The Traveling Wilburys gegründet. Sein posthum erschienenes Album brachte den Welthit „You Got It“, den er gemeinsam mit den anderen Wilburys geschrieben hatte, ein Cover von „The Comedians“ sowie den Song „She‘s a Mystery to Me“ aus der Feder von U2 hervor. In diesen Liedern bringt Roy sein Markenzeichen – den leidenschaftlichen Gesangsstil – und eine einzigartige Herangehensweise an die Originalversionen zum Ausdruck.

„The Comedians“ wurde ursprünglich von der New-Wave-Ikone Elvis Costello, einem
Vorreiter des Punks, geschrieben und veröffentlicht. In dem Lied geht es um den
Kummer, den man empfindet, nachdem man verlassen wurde. Dabei baut die Gesangsmelodie von Strophe zu Strophe immer mehr Spannung auf und kommt
schließlich in den Refrains mit den schwelgenden Bläsern zum Höhepunkt. Roys
Version reduziert die ausgelassene Stimmung des Originals und greift
auf einen entschleunigteren Takt mit weniger Gitarrenakkorden zurück. Der beständige Marsch der Snare-Drum erinnert an den Klang, der seinem Hit „Running
Scared“ 1962 Bekanntheit verschafft hatte (und ruft zudem Boléro von Maurice
Ravel
in Erinnerung).
Alex Orbison, Roys jüngster Sohn, sagte einmal, bei dem Lied handele es sich um „einen der besten Orbison-Songs, der nicht von Roy selbst geschrieben wurde – wenn nicht sogar den allerbesten“.

„She‘s a Mystery to Me“ entstand durch eine wahrhaftige Verkettung von Zufällen:
Eines Abends im Juni 1987 schlief U2-Frontmann Bono, der gerade mit seiner Band
auf Tour war, ein, während im Hintergrund der Filmsoundtrack zu Blue Velvet:
Verbotene Blicke
lief. Auf diesem war auch der Song „In Dreams“ von Roy Orbison
zu hören. Als Bono am nächsten Morgen erwachte, ging ihm eine Melodie durch den
Kopf, die er für ein Lied des Soundtracks hielt. Als ihm bewusst wurde, dass er
sich getäuscht hatte, schrieb er die Grundstruktur des Songs auf. Am selben
Abend gab er mit U2 ein Konzert in der Wembley Arena. Nach dem Auftritt
überraschte Roy Orbison die Band mit einem unangekündigten Backstage-Besuch, bei
dem ihm Bono den Song vorspielte. Später nahmen sie den Song zusammen auf, der
auch die Inspiration für den Albumtitel Mystery Girl lieferte. Ein hypnotisierendes Gitarren-Arpeggio zieht sich durch die Strophen des Songs,
während die Refrains von Roys emotionsgeladener Stimme im oberen Gesangsregister
geprägt sind. Dabei füllt sein charakteristisches Vibrato die Klanglandschaft
der eindringlichen Ballade fesselnd aus.

Man kann sich nur immer wieder fragen, was für großartige Musik der „Big O“ und
„Caruso of Rock“ noch hätte hervorbringen können, wenn er bis ins hohe Alter
gelebt hätte. (Übrigens kommt es nur selten vor, dass ein Rockstar gleich zwei
Spitznamen erhält!) Mit seinem Rock ‘n‘ Roll mit Country-Anleihen, seiner
bewegungslosen Bühnenpräsenz, den schwarz gefärbten Haaren und der dunklen
Sonnenbrille (die angeblich gegen Lampenfieber helfen sollte) verkörperte Roy
Orbison eine Verletzlichkeit, die zur damaligen Zeit untypisch für männliche
Rock-‘n‘-Roll-Künstler war. Dieser klassische Look und Sound werden niemals aus
der Mode kommen.

Leila Abdul-Rauf ist eine Multiinstrumentalistin und Komponistin aus Oakland,
Kalifornien. Leila ist Gitarristin und Sängerin für die Metal-Bands

Vastum und Hammers of Misfortune sowie die „Ethereal
Post-Punk“-Band
Terebellum. Sie komponiert und produziert zudem Hintergrundmusik unter ihrem eigenen Namen zusammen mit dem Electronic-Trio Ionophore und dem Synth-Folk-Duo Fyrhtu. Leila war international auf Touren unterwegs und ist in ihrer Freizeit Gitarren- und Gesangslehrerin.

„Roy Orbinson ontving gouden plaat voor 'Pretty Woman' in Singel
concertzaal“

von Jack de Nijs / Anefo ist lizenziert unter CC BY-SA 4.0 International.

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