Von Dan Amrich
In den führen 1980er-Jahren avancierte Rick Springfield dank seiner
Doppelbegabung als TV-Schauspieler und Pop-Rock-Hitsänger zum regelrechten
Teenieschwarm. Sein Hit „Jessie‘s Girl“, der Platz 1 der US-Billboard-Charts
erreichte, wird auf ewig mit ihm verbunden sein und brachte ihm einen Grammy
für die beste männliche Gesangsdarbietung – Rock ein.
Der Song gehörte schon bald zum popkulturellen Inventar und inspirierte unter
anderem die finnische Metal-Band Children of Bodom zu einer ungewöhnlichen
Cover-Version, sowie nicht zuletzt Coheed & Cambria zu einer regelrechten Fortsetzung. Und trotzdem hat sich
die unauslöschliche Hymne aller Menschen mit einem gebrochenen Herzen bis heute
ihren mysteriösen Charme bewahrt ... vor allem, weil niemand weiß, um wen es in
dem Lied geht.
Jessie‘s Girl gibt es wirklich – aber niemand kennt ihren Namen
„Alles begann mit einem Typen, den ich in meinem Glasmalerei-Kurs kennenlernte“,
erzählte Rick dem Magazin Variety.
„Er war gerade frisch mit seiner Freundin zusammen, mit mir hatte sie absolut
gar nichts zu tun. Ich hatte schon eine Weile keine Songs mehr geschrieben und
dachte mir daher, während ich an diesem Kurs für Glasmalerei teilnahm, ob ich
nicht Glasmalermeister werden sollte – das hat mich dazu gebracht, diesen Song
zu schreiben.“ Interessanterweise erinnert sich Rick nicht mehr an den Namen
seiner unerwiderten Begierde und verlor über die Jahre auch den Kontakt zu ihrem
Freund, der später verstarb. Selbst Oprah konnte Jessie‘s Girl nicht ausfindig
machen, worauf Rick scherzhaft meinte: „Wenn selbst Oprah dich nicht finden kann, dann wirst du nie gefunden!“
Jessie hieß gar nicht Jessie
Das Ziel von Ricks Eifersucht hieß eigentlich Gary, daher gab Rick dem Song
anfangs auch den Namen „Gary‘s Girl“. Er änderte den Namen später nur, weil er
den Klang beim Singen des Titels nicht mochte. Erst wollte er ihn „Randy‘s Girl“
nennen, legte sich dann aber auf Jessie fest, nachdem er den Namen auf einem
Trikot gesehen hatte. Spannend ist auch, dass Rick den Song eine Weile als
„Don‘t Talk to Strangers“ betitelte – nur um später seinem zweitgrößten
Radiohit diesen Namen zu geben.
Rick schrieb den Song, spielte aber nicht das Solo ein
„Jessie‘s Girl“ entstand in einem Zeitraum von zwei Monaten („Obwohl es ein
wirklich simpler Song ist“, wie Rick später eingestand, „fiel mir das Schreiben nicht leicht“) und der Produzent Keith Olson wollte, dass jemand anderes das Solo einspielte. Neil Gerardo, Gitarrist und Ehemann von Pat Benatar, bekam den Auftrag. Mit den Bendings ganzer Akkorde ins Tapping undden absteigenden Doppelgriffen verleiht das unverwechselbare Solo dem Song eine prägnante und kreative Aussage – es ist markant, ohne über das Ziel hinauszuschießen. Anders gesagt: Sollten nicht alle Soli auf diese Weise gespielt werden?
Dan Amrich begann seine Karriere
im Musikjournalismus bei den Zeitschriften Guitar World und Country Guitar*.
Er ist der Co-Creator von* Princess Leia's Stolen Death Star Plans und der Creator, Songwriter und Bürgermeister von Hero Falls. Seit 2014 ist er Mitglied im Team von Ubisoft San Francisco.
„Rick Springfield 5/09/2014 #3“ von
Justin Higuchi ist lizenziert unter
CC BY 2.0.
