3.August.2021

Wie A Tribe Called Quest Jazz und Hip-Hop vereinten

Die Blütezeit des Hip-Hop, von den späten 80er- bis in die frühen 90er-Jahre, förderte immer neue Innovationen zutage. Eine Sonderstellung erarbeiteten sich dabei A Tribe Called Quest, die als eine der legendärsten und beliebtesten Bands dieser Zeit galten. Angeführt von Rapper und Hauptproduzent Q-Tip sowie dem (verstorbenen) Rapper Phife Dawg, starteten ATCQ ihre Karriere mit einem frischen, alternativen Sound, der vielschichtige Einflüsse sowie intelligente Texte enthielt und dabei ein entspanntes, minimales, basslastiges Jazz-Gefühl vermittelte. Innerhalb von vier Jahren veröffentlichte die Band drei aufeinanderfolgende, mit Gold und Platin ausgezeichnete Alben, die unter Hip-Hop-Fans zu den besten Platten ihres Genres zählen: People's Instinctive Travels and the Paths of Rhythm (1990), The Low End Theory (1991), and Midnight Marauders (1993).

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Ron Carter, 2007

Besonders auf The Low End Theory ist der tief verwurzelte Jazz-Einfluss zu spüren. Bei einem der Stücke, „Verses from the Abstract“ , tritt Jazz-Bass-Legende Ron Carter in Erscheinung, wodurch der Song zu einer der ersten Kollaborationen zwischen einer Hip-Hop-Gruppe und einem Jazz-Musiker wurde. Die reibungslose Bassline von Rons Kontrabass umgarnt den Song von Anfang bis Ende. Q-Tip schließt seinen Rap-Part mit einer besonderen Würdigung des Bassisten ab. Anfangs näherte sich Ron der Gruppe noch mit Vorsicht und fragte bei seinem Sohn nach, um sicherzustellen, dass die Gruppe auch ja keine „geschmacklosen“ Inhalte in die Welt setzte. Erst als die Rapper versicherten, keine Schimpfwörter im Song zu verwenden, war er mit einem Treffen im Studio einverstanden. Aber letzten Endes war die Begegnung der Künstler von gegenseitigem Respekt geprägt. Später lobte Carter die Band: „Sie hatten für ihre Musik einige richtig gute Einfälle – von den Wechseln über die Form bis hin zur Tonart.“

ATCQs musikalische Ideen stammten hauptsächlich von Samples, die sie auf innovative Weise so nahtlos arrangierten, dass es fast so klang, als würden Q-Tip und Phife Dawg vor einer Live-Band rappen. Das Eröffnungsstück von The Low End Theory's, „Excursions“, verwendet Kontrabass- und Bläser-Samples aus dem Lied „A Chant for Bu“ von Art Blakey and the Jazz Messengers. ATCQ änderten die Bassline von Blakeys Song, indem sie die Tonhöhe des Samples von F zu Es änderten und gleichzeitig das Tempo verlangsamten. Dadurch änderte sich der Takt von einem synkopierten 6/8- zu einem 4/4-Takt. Es ist ein tolles Beispiel dafür, wie der Ansatz der Band, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, den Song verändert und ihm einen entspannten Groove verleiht und sich dabei öffnet, um ihren oft sozialkritischen Texten Raum zu geben und sie zu betonen.

Q-Tip experimentierte und legte oft verschiedene Drum-Sounds übereinander, um den Beats von ATCQ ihren einzigarteigen Vintage-Vibe und voluminösen „fetten“ Sound zu verleihen. Manchmal sind bis zu drei Snare- oder Bass-Drums zu hören, die einen einzigen Beat erzeugen. „Buggin‘ Out“ war der erste Song, in dem Q-Tip zwei verschiedene Drum-Beats zusammenmischte – zu dieser Zeit eine eher unübliche Praxis, die aber später zum Vorbild weiterer Hip-Hop-Produktionen wurde. Die Bassline mit ihren fünf Noten in Dauerschleife erschafft eine angenehme Hookline, während sich der Beat in mehreren Schichten verändert. Phife übernimmt hier den Lead-Part und wechselt sich in den Strophen mit Q-Tip ab. Die unterschiedlichen Rap-Stile von Phife und Q-Tip gleichen sich gegenseitig sehr gut aus. Phife wirkt eher spielerisch und macht sich über sich selbst lustig. Zum Beispiel bezeichnet er sich aufgrund seiner kleineren Statur als „five-foot assassin“, also als 1,60-Meter-Attentäter. Dagegen vermittelt Q-Tip einen philosophischeren Ansatz („the abstract poet incognito“ – „der abstrakte Dichter inkognito“). So entsteht zwischen den beiden, die schon seit Kindertagen Freunde sind, eine fast schon greifbare Chemie, der Schlüssel zu ihrem Erfolg.

*Leila Abdul-Rauf ist eine Multiinstrumentalistin und Komponistin aus Oakland, Kalifornien. Leila ist Gitarristin und Sängerin für die Metal-Bands Vastum und Hammers of Misfortune sowie die „Ethereal Post-Punk“-Band Terebellum. Sie komponiert und produziert zudem Hintergrundmusik unter ihrem eigenen Namen zusammen mit dem Electronic-Trio Ionophore und dem Synth-Folk-Duo Fyrhtu. Leila war international auf Touren unterwegs und ist in ihrer Freizeit Gitarren- und Gesangslehrerin. *

„A Tribe Called Quest treten 2009 auf“ von Chalice L ist lizenziert unter CC BY-SA 2.0.

„Ron Carter tritt auf der European Jazz Expò 2007 auf“ von Laura Manchinu ist lizenziert unter CC BY 2.0..

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