23.August.2021

In der Theorie: „Hitch a Ride“ von Boston

Wie viele Boston-Songs bietet „Hitch a Ride“ zufriedenstellende Gitarrenparts zum Mitsummen, denen eine unerwartet komplexe harmonische und formelle Struktur zugrunde liegt. Bei den Lead-, Rhythmus- und Bass-Arrangements wurden eine Menge dezente, aber dennoch wichtige Entscheidungen getroffen.

Der Song beginnt mit dem Hauptriff der akustischen Gitarre, der durch typische Classic-Rock-Harmonien verläuft (I, bVII, IV, I), aber zusätzlich mit der offenen A-Saite als Bassnote für alle Akkorde gespielt wird. Auf diese Weise über einer dröhnenden Bassnote zu spielen, ist eine musikalische Technik, die als Orgelpunkt bekannt ist, und hilft dabei, den Part zu verankern, während die restlichen Noten über ihm frei „tanzen“.

Während der Refrains zeigt Gitarrist Tom Scholz seine Flexibilität auf eine Art, die gar nicht so leicht auffällt: Jedes Mal, wenn er die Abwärtsfolge spielt, spielt er sie geringfügig anders. Im ersten Refrain bei 0:25 spielt er den Part mit Dezimen – das sind Terzen, bei denen zwischen dem Grundton und der höchsten Note eine Oktave liegt. Diese Intonation verleiht dem Akkord einen breiten Klang und ist deshalb etwas herausfordernder zu spielen. Für die meisten Musiker wäre sie deshalb nicht unbedingt die erste Wahl bei der Akkordform! Im zweiten Refrain bei 1:11 spielt Tom einfachere Dreiklänge (Akkorde mit drei Noten) auf den Saiten D, G und H. Die letzte Variation bei 2:06 vereinfacht er noch mehr, indem er eine Einzelnoten-Version des Parts spielt. Diese drei Herangehensweisen während der Refrains verleihen den Wiederholungen im Song mehr Abwechslung, als man vielleicht wahrnimmt, wenn man ihn zum ersten Mal hört.

[RS+][News] In Theory: "Hitch a Ride" by Boston - TOM SCHOLZ
Tom Scholz von Boston

Die Lead-Stimme ist vollgepackt mit klassischen Gitarren-Licks, die alle Gitarrenspieler in ihr Repertoire aufnehmen können. Die Gitarristen dieser Epoche nutzen die pentatonische Moll-Tonleiter gern und fleißig, aber die besten Spieler gehen „über den Tellerrand hinaus“, um ihrer Palette mehr Farbe zu verleihen. In diesem Fall bewerkstelligt Tom das, indem er die sechste Stufe des dorischen Modus integriert.

Dorisch ist der zweite Modus der Dur-Tonleiter. Man spielt also von der zweiten Note der Tonleiter aus alle Noten der Dur-Tonleiter hoch, bis man wieder die zweite Note eine Oktave höher erreicht. Relativ zu Dur (ionischer Modus) verläuft Dorisch nach folgendem Muster:

1, 2, b3, 4, 5, 6, b7

Dorisch enthält auch alle Noten der Moll-Pentatonik. Indem Tom also lediglich diese eine Note – die sechste Stufe – hinzufügt, verleiht er seinem Solo einen dorischen Anstrich. In der Mitte des Solos befinden sich ein paar Licks, die echte Soul-Vibes ausstrahlen. Diese ergeben sich aus der Spannung zwischen b3 und der dorischen 6. Diese Noten formen ein „Tritonus“-Intervall (auch: übermäßige Quarte), das eines der dissonantesten Intervalle in der Musik darstellt. Durch diese Spannung (und ihre Auflösung) hat sein Gitarrenspiel diesen funkigen Klang.

Sam Schwartz trat dem Team von Rocksmith 2013 als Notetracker bei und war Gitarrist für das Bachsmith-Projekt. Von ihm ist die Musik aus dem Wahlkampf der derzeitigen Bürgermeisterin von Oakland, er erstellte Promotion-Videos für Künstler aus der Region, machte Aufnahmen mit Rappin 4Tay und Dynamic Truth und entwickelte Musikkurse für Sommerlager und Grundschulen.

*Das Werbefoto für Boston von Premier Talent Associates ist lizenzfrei. *

„Tom Scholz of Boston“ von Matt Becker ist lizenziert unter CC BY 3.0

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