13.July.2021

Stil-Profil: Charlie Byrd

Bossa nova wurde zum letzten Schrei, nachdem der amerikanische Jazz-Gitarrist Charlie Byrd 1962 gemeinsam mit dem renommierten Saxofonisten Stan Getz das gefeierte Album Jazz Samba aufgenommen hatte, das ein brandneues nordamerikanisches Publikum mit dem brasilianischen Genre vertraut machte. In seiner Karriere, die beinahe ein halbes Jahrhundert umspannte, erlangte Charlie vor allem durch dieses Album Berühmtheit, doch seine Errungenschaften an der Gitarre reichen weit über den Bossa-nova-Hype hinaus: Seine klassische Herangehensweise an den Jazz veränderte das gesamte Genre. Charlie lernte im Alter von zehn Jahren von seinem Vater, auf der akustischen Stahlsaiten-Gitarre zu spielen, und nannte Django Reinhardt als sein erstes und größtes Vorbild. Außerdem reiste er in den 1950er-Jahren nach Italien, um Unterricht bei dem Spanier Andrés Segovia, einer klassischen Gitarren-Ikone, zu nehmen.

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Andrés Segovia

Nachdem er von einigen der größten Gitarrenmeister der Welt in den Bereichen des Swing-Jazz und der Flamenco-Musik beeinflusst worden war und von ihnen gelernt hatte, entwickelte Charlie mit seinen Fingern einen eigenen Zupfstil auf der Akustikgitarre. Dies stellte eine Seltenheit in der Jazz-Szene dar, insbesondere zu einer Zeit, in der E-Gitarren mit Plektren die Norm waren. Die Verwendung von Nylonsaiten und das Spielen von Jazz-Klassikern mit klassischen Gitarrentechniken verliehen ihm einen kultivierten und feinsinnigen Klang. So verzichtete er beispielsweise auf ein Plektrum und wechselte stattdessen zwischen seinem Zeige- und Mittelfinger (oder anderen Fingerkombinationen), um schnell und wirksam melodische Leads zu spielen. Zudem setzte er Flamenco Rolls ein – eine Anschlagtechnik mit der Hand, bei der mit dem Daumen, Zeige-, Mittel- und Ringfinger ein Akkord gespielt wird, indem jede Saite schnell hintereinander einzeln gezupft wird. Dabei bewegen sich die Finger in einer eleganten, „rollenden“ Weise. Diese Rolls, die Charlie spielt, sind am Anfang von „Bluesette“ zu hören, einem Jazz-Klassiker, den er 1965 mit dem Gitarristen Herb Ellis für ihr gemeinsames Album Guitar/Guitar aufnahm:


CAPTION: „Bluesette“ von Herb Ellis und Charlie Byrd

Charlie sammelte Gitarren aller Preisklassen und hatte dabei eine besondere Vorliebe für klassische Akustikmodelle mit Nylonsaiten: Er behielt seine erste klassische Gitarre, ein Modell von C. F. Martin aus den späten 1940er-Jahren im Wert von 40 US-Dollar, und seine beste Gitarre war ein klassisches japanisches Kohno-Modell, das mindestens 5.000 US-Dollar wert ist. Kleiner Fakt am Rande: Ohne es zu wissen, verlieh er dem Gitarrenhersteller Ovation seinen Namen. Als der Vorsitzende des Unternehmens, Charles Kaman, in den 1960er-Jahren anfing, Gitarren herzustellen, zeigt er Byrd eines der Modelle. Dieser war so beeindruckt, dass er sagte, die Gitarre habe „eine Ovation verdient“. Doch die Gitarre, mit der Charlie Byrd am meisten auf Tour unterwegs war, war seine Takamine TC132SC (ebenfalls aus Japan) – ein elektroakustisches Modell mit einem Cutaway am unteren Ende, durch das die oberen Bünde leichter zu greifen waren. Außerdem ließ sich die Takamine laut Charlie besser verstärken, was bei Live-Auftritten mit einem kompletten Jazz-Ensemble von großer Bedeutung war.

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Takamine TC132SC

Obwohl seine Musik oft mit dem Stempel „Fusion“ versehen wurde, nahm Charlie seine Musik nicht auf diese Weise wahr, und es gefiel ihm nicht, Jazz mit klassischer Musik zu verbinden. „Bei einer solchen Kombination gehen die besten Aspekte beider Seiten verloren“, sagte er. „Dadurch wird das Feuer des Jazz, der eigentlich heißblütig und voller Schwung sein sollte, zerstört,
und die Klassik verkommt zu minderwertiger Musik.“ Wenn wir diese Begrifflichkeiten einmal außer Acht lassen, sind sich die Fans gewiss einig, dass Charlie Byrd stets das Beste von allem geschickt miteinander kombinierte.

Leila Abdul-Rauf ist eine Multiinstrumentalistin und Komponistin aus Oakland, Kalifornien. Leila ist Gitarristin und Sängerin für die Death-Metal-Band Vastum und die „Ethereal Post-Punk“-Band Terebellum. Sie komponiert und produziert zudem Hintergrundmusik unter ihrem eigenen Namen zusammen mit dem Electronic-Trio Ionophore und dem Synth-Folk-Duo Fyrhtu. Leila war international auf Touren unterwegs und ist in ihrer Freizeit Gitarren- und Gesangslehrerin.

„Charlie Byrd 1976“ von der Gerald R. Ford Presidential Library ist lizenzfrei.

„Andres Segovia“ von Rmyers ist lizenziert unter CC BY-SA 3.0.

„Takamine TC132SC“ von Takamine.

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