Was ist dieser Sound: Phaser

Der Phaser-Effekt gehört zu den ältesten und einfachsten Gitarreneffekten sowie zu den markantesten. Er ertönt in Radioheads „Paranoid Android“, und Eddie Van Halen verwendete ihn bei dem Song „Ain‘t Talkin‘ ‘Bout Love“ (und bei fast jedem Lied auf dem Debütalbum der Band). Dieser Effekt fügt deinem Sound einen Sci-Fi-Wirbel hinzu, als ob deine Gitarre durch eine andere Dimension reisen würde. Und das geschieht, indem dein Signal quasi auf den Kopf gestellt wird.

Hier ist ein Phaser bei Phil Lynotts Bass zu Beginn von Thin Lizzys „Dancing in the Moonlight“.

Stell dir eine Tonwelle mit Höhen und Tiefen vor. Ein Phaser-Pedal nimmt sich deiner Gitarren-Tonwelle an, kopiert sie und vertauscht die Höhen und Tiefen in der Kopie – oder setzt sie „außer Phase“ zum Original. Dann verwendet das Pedal einen sogenannten Low Frequency Oscillator (LFO), einen niederfrequenten Oszillator, um diese Kopie aktiv durch die verschiedenen Frequenzen vor und zurück zu bewegen – von tiefen Bassklängen zu hohen Trebletönen. Das führt zu einem „weichen“ oder „rauschenden“ Sound, der neben deinem ursprünglichen Signal ertönt, sich mit ihm überschneidet und ihn an gewissen Stellen sogar komplett übertrumpft. Wenn du das Tempo des Rauschens erhöhst, hört sich der Effekt fast so an, als würdest du deinen Gitarrenverstärker im Raum herumdrehen, da das kopierte Signal abwechselnd in und außer Phase tritt. Das Ergebnis ist ein Filter, der klingt wie aus einer anderen Welt und seinen schwungvollen Swoop-Soundkreis so oft wiederholt, wie du willst.

Phase 90 von MXR legte als erste im Handel erhältliche Phaser-Stompbox den Standard fest.

Obwohl der Effekt bei Studioaufnahmen in den 1960er-Jahren verwendet wurde, wurde er erst im Jahr 1974 zu einem wirklichen Gitarreneffekt, als das Unternehmen MRX Phase 90, ihr erstes Pedal, veröffentlichte. Es besitzt nur einen Regler, Tempo, allerdings haben spätere Modelle und Pedale mehr Variablen hinzugefügt, darunter mehrere Phaser, verschiedene Frequenz-Boosts, verstellbare Intensitäten und viel mehr. Das ist zweifellos einer der Lieblingseffekte von Classic-Rock-Spielern, aber er kommt auch in den Werken moderner Rocker wie Mike Einziger von Incubus (der drei Phaser auf seinem Live-Pedalboard hat) und Classic-Country-Künstlern wie Waylon Jennings vor. Hör dir die Phasing-Akkorde hinter dem Country-Klassiker „Luckenbach, Texas“ an. Ein sehr klares und vielleicht unerwartetes Beispiel für den Einsatz eines Phasers findet sich auf Chet Atkins & Les Pauls Aufnahme „Birth of the Blues“ aus dem Grammy-prämierten Album Chester & Lester.

Chet Atkins, der auf dem linken Kanal ertönt, wendet einen Phaser während der gesamten Dauer von „Birth of the Blues“ an.

Ein Phaser fügt sowohl Clean- als auch Overdrive-Signalen sehr deutliche Texturen hinzu. Wenn du also einen Phaser ausprobieren möchtest, solltest du wissen, dass er nicht häufig als subtiler Effekt eingesetzt wird. Er ist besonders deutlich, wenn man ihn verwendet, sogar bei langsamerem Tempo. Aber das ist auch seine Stärke, denn seine „Hier bin ich aus dem Weltall!“-Art macht ihn perfekt, um die Aufmerksamkeit auf dein Lead- oder Rhythmusspiel zu lenken. Davon profitieren sowohl Einzelnotenspiele als auch Akkorde – und mit wenig erreicht man hier schon sehr viel. Probier es aus, um Soli zu unterstreichen, oder verwende den Phaser für Refrains, um deine nächste Performance aufzupeppen.

Dan Amrich begann seine Karriere im Musikjournalismus bei den Zeitschriften Guitar World und Country Guitar. Er ist der Co-Creator von Princess Leia's Stolen Death Star Plans und der Creator, Songwriter und Bürgermeister von Hero Falls. Seit 2014 ist er Mitglied im Team von Ubisoft San Francisco.

Phase 90s von Roadside Guitars ist lizenziert unter CC BY-SA 2.0.

MXR Phase 90 von zynke ist lizenziert unter CC BY 2.0.

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