8.6.2018

Auf dem Weg zum Paris Major: Interview mit Spencer „Slashug“ Oliver

Wir haben uns ein wenig Zeit genommen, um uns mit Spencer „Slashug“ Oliver zu unterhalten – Kapitän und Spielführer von Rogue, dem zweitgesetzten Team aus Nordamerika. Wir haben ihn zur Vorbereitung und der mentalen Einstellung im Vorfeld des Paris Major am 13. August befragt, uns nach ein paar der aktuellsten Zugänge zu seinem Team erkundigt und danach, was es bedeutet, ein Anführer zu sein.

Euer Team hat in dieser Saison insgesamt eine sehr gute Leistung gezeigt – nach der Mitte der Saison steht ihr auf dem zweiten Platz in Nordamerika und tretet beim Paris Major an. Allerdings hattet ihr auch mit ein paar Problemen zu kämpfen. Was wollt ihr noch verbessern, bevor ihr in ein derart hochklassiges, internationales Event wie das Paris Major geht?

Slashug:„Eins der größten Probleme für unser Team ist die Konstanz von Spiel zu Spiel. Manchmal lassen wir uns von kleinen Fehlern ziemlich aus der Bahn werfen. Deshalb arbeiten wir daran, über den gesamten Verlauf des Spiels einen kühlen Kopf zu bewahren. Wir versuchen immer, unsere Kommunikation zu verbessern. Das ist in unseren Augen einer der wichtigsten Aspekte des Spiels und etwas, auf das man immer zurückgreifen kann, wenn mit der Strategie irgendwas schiefläuft. Außerdem versuchen wir, unsere Strategien insgesamt konsequenter zu gestalten, sodass alle in jeder Phase der Runde genau wissen, was passiert, und optimal mit den Teamkollegen zusammenarbeiten können.“

Das Paris Major ist ein Event, das viel Aufmerksamkeit erregt und nicht nur Rainbow Six, sondern speziell den E-Sport-Aspekt von Rainbow Six in den Fokus stellt. Könntest du denjenigen, die mit der Teamstruktur nicht vertraut sind, erklären, was es bedeutet, Teamkapitän zu sein? Welche Rolle spielst du innerhalb und außerhalb des Spiels? Wie bist du zu der Rolle des Kapitäns gekommen?

Slashug: „Als Kapitän muss ich eine Menge Entscheidungen in Bezug auf unsere Strategien und unsere Aufstellung treffen. Letztendlich ist der Kapitän dafür verantwortlich, dass das Team gewinnt. Er muss dafür sorgen, dass das Team effektiv trainiert, er muss neue Strategien entwickeln und anpassen und in puncto Meta ständig auf dem neuesten Stand sein. In der Regel ist der Kapitän auch der Spielführer (IGL). Der Spielführer ist dafür verantwortlich, zu Beginn der Runde die Strategie festzulegen. Er muss außerdem sicherstellen, dass jeder das tut, was er tun soll, und nicht den Rest des Teams überflügelt oder von ihm zurückgelassen wird. Der Spielführer muss dazu in der Lage sein, schnelle Entscheidungen zu treffen, die Schwachstellen der gegnerischen und der eigenen Strategie zu erkennen und Änderungen vorzunehmen, um die Schwächen des Gegners zu nutzen oder die eigenen zu beseitigen. Wie ich in der Rolle des Kapitäns gelandet bin? Na ja, ich glaube, ich bin auch im alltäglichen Leben eher der Anführertyp. Ich versuche immer, die Kontrolle über das zu haben, was ich mache. Und als ich zum Team stieß, hat es sich einfach so entwickelt, dass ich die Führung übernommen und dafür gesorgt habe, dass alles wie geplant läuft – es hat einfach gepasst. Ich denke, dass viele Teams das genauso machen ... Es wird niemand speziell ins Team geholt, um IGL zu sein. Irgendjemand nimmt ganz automatisch die Position ein – in der Regel ist das jemand, der ein gutes Gespür dafür hat, was passiert, und der dazu in der Lage ist, diese Rolle zu übernehmen.“

Geo ist jetzt schon eine Weile in eurem Team und vor Kurzem habt ihr an eurem ersten LAN-Event mit ihm teilgenommen – der DreamHack Valencia. Wie hat die Ergänzung durch Geo eure Teamstruktur und euren Spielstil beeinflusst?

Slashug: „Geo hat unsere Fragging-Power insgesamt definitiv gestärkt – schließlich ist er wohl einer der besten Einzelspieler des Spiels überhaupt, nicht bloß regional. Also hilft er uns, mehr Kämpfe als vorher zu gewinnen. Außerdem ist er ein sehr gelassener Spieler. Er schafft es immer, ‚positive Vibes‘ ins Team zu bringen – wie wir sagen –, und bleibt ruhig, wenn alles ein wenig hitziger wird. Wir haben viele starke Persönlichkeiten im Team und er hilft uns dabei, dass alle ruhig bleiben und sich nicht gegenseitig an die Gurgel springen.“

Wie hat sich deine Rolle als Spielführer seit dem Hinzukommen von Geo und Easilyy verändert?

Slashug: „Ich trage sehr viel weniger Verantwortung als vorher. Davor war ich als Anführer für alles verantwortlich – und man hat natürlich nicht immer auf alles die richtige Antwort. Vor allem Kevin hilft mir oft, zu entscheiden, was zu tun ist. Kevin und Geo unterstützen mich auch bei der Verteidigungsstrategie, die vorher eine meiner Schwächen gewesen ist. Sie haben wirklich dazu beigetragen, mir einen Teil der Last von den Schultern zu nehmen. Das gibt mir auch die Möglichkeit, mich auf mein eigenes Spiel zu konzentrieren. Wenn es nötig ist, kann ich mich auf mich selbst konzentrieren und weiß, dass Kevin und Geo dafür sorgen, dass wir die Strategie einhalten und so weiter, sodass ich selbst besser spielen kann.“

Gibt es in eurem Team jemanden, der sich in der letzten Saison erheblich verbessert hat? Wenn ja: Wer und wie?

Slashug:„Ich finde, alle haben stets auf höchstem Niveau gespielt. Meines Erachtens hatten wir niemanden im Team, der nicht gut gespielt hat. Wenn ich allerdings jemand nennen müsste, dann würde ich sagen, Tyler (Ecl9pse) – er hat in letzter Zeit wirklich viel an seinem Gameplay gearbeitet und ich finde, das macht sich bemerkbar. In unseren letzten Spielen hat er alle einfach nur plattgemacht.“

Wo siehst du die nordamerikanische Szene insgesamt im Vergleich mit den anderen Regionen? Gibt es irgendeine Szene, von der du glaubst, dass sie beim Major besonders überraschen oder dominieren wird?

Slashug:„Ich denke nicht, dass NA schwächer ist als eine der anderen Regionen. Ich finde, die Leute beurteilen eine ganze Region zu schnell nach den ein oder zwei Teams an der Spitze. Nur weil PENTA uns und EG geschlagen hat, heißt das nicht, dass die EU-Region insgesamt besser ist als wir. Außerdem glaube ich, dass die Konkurrenz in NA sehr viel heftiger als in den meisten anderen Regionen ist. In unserer Profiliga kann man nie vorhersagen, wer ein Spiel gewinnen wird – man muss das Ende abwarten, um zu wissen, wer gewonnen hat. In EU ist das anders. Da kann man meistens einschätzen, welches der beiden antretenden Teams ein Match gewinnen wird. Was das Major angeht, glaube ich trotzdem, dass die EU-Teams sehr stark sein werden. Natürlich sind Penta, Millenium und Team Secret drei superstarke Teams. Aber ich glaube auch, dass ein paar der kleineren LATAM-Teams für eine Überraschung gut sein könnten. Ich denke, diese Jungs haben das Potenzial, ein paar der großen Teams kalt zu erwischen. Sie haben die Gelegenheit, ordentlich zu überraschen.“

Welche Teams werdet ihr bei diesem Event am meisten im Auge haben?

Slashug: „Natürlich muss man PENTA im Blick haben, wie immer – sie haben ein unglaublich talentiertes Team und schlagen sich immer außerordentlich gut. Meiner Meinung nach müssen wir auch mit Nora-Rengu rechnen – sie haben in Atlantic City gezeigt, was sie draufhaben. Ich denke, sie könnten einige Teams schocken, von denen man niemals glauben würde, dass sie gegen sie verlieren würden. Natürlich muss ich auch mein eigenes Team nennen! Wir werden so richtig Gas geben. Wir fahren vor dem Major ins Trainingslager in Frankreich und werden gut vorbereitet und konzentriert in die Veranstaltung gehen. Dann ist da noch Vitality, sie sind bekannt für ihren charakteristischen Spielstil, den sie enorm gut beherrschen. Aber wenn sie die Strategie und ihren Spielstil etwas umstellen, könnten sie einige Teams auf dem falschen Fuß erwischen.“

Gibt es Teams, gegen die ihr gerne spielen würdet?

Slashug: „Ich würde gern im Finale gegen EG spielen und gewinnen. Ich denke, das wäre das befriedigendste Ende für mich – das würde dafür entschädigen, dass wir im Finale des Invitationals gegen sie verloren haben. Außerdem würde ich gern gegen PENTA spielen – wegen Atlantic City. Ich finde, dass unser Match dort echt knapp war und dass wir das Potenzial haben, eine Revanche gegen sie zu gewinnen. Ich freue mich auch auf IDK, weil unsere Matches bei der DreamHack Valencia so ausgeglichen waren. Im Grunde genommen möchte ich gegen all die Teams spielen, gegen die wir verloren haben, und es ihnen zeigen.“

Gibt es Teams, denen ihr lieber aus dem Weg gehen würdet?

Slashug:„Den meisten LATAM-Teams, weil ich das Gefühl habe, dass sie einen ganz anderen Spielstil haben. Der hat natürlich definitiv seine Schwächen, aber sie setzen dich konstant unter Druck. Das gilt auch für Nora-Rengu. Und bei Nora-Rengu kommt hinzu, dass es nicht so viele Aufnahmen von ihnen gibt, weil sie aus einer isolierten Region kommen. Es gibt also nur wenig Material, um sich auf sie vorzubereiten.“

Es war im Gespräch, dass euer Team dieses Jahr in ein Teamhaus ziehen wird. Ist das noch aktuell? Was glaubst du, wie sich das Leben in einem Teamhaus auf das Team als Ganzes auswirken würde?

Slashug: „Wir hoffen, dass wir irgendwann in ein Teamhaus ziehen werden. Ich denke, die Vorteile wären, dass niemand das Training verschlafen könnte (GEO!) und dass alle Probleme, die man lösen will, umgehend und persönlich aus dem Weg geräumt werden können – was es für viele leichter machen würde, mit Kritik umzugehen. Wenn man persönlich anwesend ist, anstatt online zu sein, reagieren die Leute immer besser auf Feedback. Außerdem lernt man in einem Teamhaus seine Teammitglieder besser kennen, man kommt sich näher ... Dadurch möchte man besser spielen und auch für die anderen gewinnen.“

Hast du einen Ratschlag für Leute, die neu in der Szene sind und die Absicht haben, im „Rainbow Six“-E-Sport mitzumischen?

Slashug:„Ich würde sagen, spielt einfach das Spiel so oft ihr könnt. Meiner Meinung nach ist das das absolut Wichtigste, das man machen muss: einfach nur spielen. Es gibt keine Zaubertricks oder so – spielt das Spiel einfach intensiv, lernt die Operator und die Karten kennen. Spielt in so vielen offenen Turnieren wie möglich, um die Übung zu kriegen, die ihr braucht. So richtig aus dem Nichts kommt niemand – die meisten Profis spielen das Spiel schon eine Weile und haben viel Zeit investiert.“

Möchtest du den Leuten zum Abschluss noch irgendwas sagen, bevor ihr euch zum Major aufmacht?

Slashug: „Vielen Dank an alle, die uns in dieser Saison unterstützt haben. Wir hoffen, dass wir euch beim Paris Major stolz machen und einen Sieg mit nach Hause bringen können. Und um unseren Coach, Ranger, zu zitieren: ‚Danke an unsere Fans, danke für all die Unterstützung und, äh ... Vorwärts, Rogue!‘ “

Behaltet Slashug auf Twitter im Auge, um den Weg von Rogue beim Paris Major zu verfolgen, und folgt der „Rainbow Six“-E-Sport-Seite auf Twitter und Twitch, um all die Action während des Events von 13. – 19. August mitzuerleben!

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