23.February.2022

Klassische Struktur, Flamenco-Stil: Al Di Meolas „Fantasia Suite for Two Guitars“

Von Leila Abdul-Rauf

Nicht jeden Tag trifft man auf einen Gitarristen, dessen Virtuosität sich gleichmäßig über viele Genres verteilt und mühelos zwischen einer akustischen und elektrischen Gitarre wechselt. Der Gitarrist Al Di Meola ist einer von ihnen und wurde von Elvis Presley, den Beatles und den Ventures dazu inspiriert, im zarten Alter von acht Jahren eine Gitarre aufzuheben. Schnell begab er sich jedoch zu Jazz-Klassikern und letzten Endes zu Jazz Fusion, Flamenco und mediterraner Musik. Sein Album „Casino“ aus dem Jahr 1978 verbindet die zuletzt genannten Stile zu einem wahrhaft einzigartigen und modernen Werk. Ein Höhepunkt des Albums ist der klassisch aufgebaute, komplett akustische Song „Fantasia Suite for Two Guitars“.

Die Suite blühte in der Barockzeit in der klassischen westlichen Musik auf; es ist eine Sammlung von vier oder mehr thematisch und klanglich verbundenen Stücken oder Sätzen in einer speziellen Abfolge. Zu Beginn war die Musik in Tanzsuiten hauptsächlich Tanzmusik für europäische Königshöfe, im 17. Jahrhundert entwickelte sie sich aber in Frankreich zu einem standardisierten Konzertformat. Jeder der vier traditionellen Sätze – Allemande, Courante, Sarabande und Gigue – hat sein eigenes Tempo und seinen eigenen Charakter, der mit einem bestimmten Tanz verbunden wird. Die Allemande beginnt die Suite mit einem moderaten Schritttempo, die von einer aufgeweckten Courante (was übersetzt „laufen“ bedeutet) gefolgt wird. Die Sarabande, die nach einem stattlichen Dreischritt-Tanz aus Spanien benannt ist, verlangsamt das Tempo wieder, bevor die Gigue – vom britischen Jig – das Tempo wieder anhebt und die Suite beendet.

„Fantasia Suite for Two Guitars“ – bevor du weiterliest, versuche herauszufinden, wo jeder der vier Sätze beginnt und endet.

Al Di Meolas „Fantasia Suite for Two Guitars“ hat einen Flamenco-Stil und folgt dem Format einer traditionellen Suite ziemlich genau. Sie besteht aus vier Sätzen mit unabhängigen Tempos und Charakteren. Das kurze „Viva La Danzarina“ startet mit dualen Arpeggios schnell und voller Energie, gefolgt vom Staccato mit Händeklatschen und Kastagnetten. Der zweite Satz, „Guitars of the Exotic Isle“, beginnt nach 50 Sekunden und obwohl er etwas langsamer ist als der erste, bewahrt er eine lebhafte Atmosphäre mit Handtrommeln und Akkordwechsel, die sich wie beim ersten Satz um die Tonart D drehen. Stufenweise wird das Stück gegen Ende langsamer und leitet so bei 2:34 gleichmäßig in das dritte Stück, „Rhapsody Italia“, über. Dieses fühlt sich an wie eine Sarabande und die Stimmung verändert sich merklich, wenn die Tonart zu A-Moll wechselt. Es liegt etwas Melancholie in der Luft, wenn schließlich eine Tremolo-Melodie, die dem Flamenco-Meister Andrés Segovia würdig wäre, in der Ferne hallt. Bei 3:10 öffnen sich die Wolken wieder mit dem Wohlfühl-Finale „Bravato Fantasia“, einer peppigen Nummer, die sich um eine D-A-C-G-Akkordfolge dreht, durchsetzt mit komplizierten Leads, die bei hohem Tempo gespielt werden.

„Fantasia Suite for Two Guitars“ live mit Paco De Lucía, Al Di Meola und John McLaughlin im Jahr 1981.

Obwohl die Studioversion von „Two Guitars“ eine Fehlbezeichnung ist, da Al Di Meola beide Gitarrenteile selbst spielst, gibt es eine berühmte Live-Version, bei der er die Suite als Trio mit den berühmten Gitarristen John McLaughlin und Paco de Lucía spielt. Sie alle arbeiteten später häufig miteinander. Sie ist doppelt so lang wie die Studioversion und schlägt interessante Richtungen ein – sie zeigt, dass es sogar bei einer traditionellen klassischen Struktur noch Möglichkeiten für Experimente gibt. Mit dem Titel der Suite, „Fantasia“, ist es leicht, Verbindungen zwischen dieser Darbietung und dem historischen Genre mit dem gleichen Namen zu sehen. Fantasias waren Stücke, häufig für die Laute oder die Vihuela, die gezeigt haben, wie geschickt die Musiker sind, und die sich wie eine Improvisation entfalteten. In Anbetracht der improvisatorischen Fähigkeiten aller Künstler auf der Bühne hat die Darbietung diese historische Idee in die Gegenwart zurückgeholt und den Gitarristen etwas Bekanntes gegeben, auf dem sie aufbauen konnten.

Leila Abdul-Rauf ist eine Multiinstrumentalistin und Komponistin aus Oakland, Kalifornien. Leila ist Gitarristin und Sängerin für die Metal-Bands Vastum und Hammers of Misfortune sowie die „Ethereal Post-Punk“-Band Terebellum. Sie komponiert und produziert zudem Hintergrundmusik unter ihrem eigenen Namen und zusammen mit dem Electronic-Trio Ionophore. Leila war international auf Touren unterwegs und ist in ihrer Freizeit Gitarren- und Gesangslehrerin.

„Al Di Meola - Leverkusener Jazztage 2016-AL1887“ von Andreas Lawen ist lizenzfrei.

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