28 July 2021

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24 Stunden mit den Friedenswächtern von Yara [La Voz de Yara #4]

Artikel 4

Für diesen Exklusivbericht haben sich unsere Journalisten einem Militärkonvoi angeschlossen, um die Männer und Frauen genauer unter die Lupe zu nehmen, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um unseres zu sichern. Es sollte ein ganz normaler Tag werden, aber er endete in Gewalt, in einem Scharmützel, das einen der Soldaten das Leben kostete.

Interview: Guillermo Barbès. Fotos: Pedro Coñado.


In Esperanza klettern wir an Bord eines Militärkonvois nach Aguas Lindas. Unser Einsatz wird heute von Captain Ramirez geleitet. Er ist ein selbstsicherer Veteran, der seine Route und die ihm unterstellten Soldaten kennt wie seine Westentasche. Vom Captain erfahren wir, dass wir ihn in seinem Führungsfahrzeug begleiten werden. Der Konvoi bewegt sich in einer Standardformation. Der Truck mit den dringend benötigten Medizingütern fährt hinter uns, dicht gefolgt von einem gepanzerten Truck.

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Kaum hat Ramirez den Befehl erteilt, rauscht der Konvoi auch schon auf die Straße. Die Silhouette von Esperanza, die vom wunderbaren Torre de Leon behütet wird, lassen wir schnell hinter uns.

Das Erlebnis, in einem Konvoi mitzufahren, ist anders als wir es uns vorgestellt haben. Die vorbeifahrenden Autos hupen und die Fußgänger winken und jubeln. Aber dann ändert sich der Klang abrupt. Der Konvoi erreicht eine ausgedehnte Marsch und der Captain befiehlt, besonders wachsam zu sein. Dieser modrige, von Krokodilen heimgesuchte Bereich ist ein mögliches Versteck der „Libertad“.

Am Straßenrand erscheinen eine Frau und zwei Männer. Ihre Arme hängen schwer beladen vor Farbeimern, Werkzeugen und verrosteten Autoteilen herunter. Für das ungeübte Auge sehen sie aus wie arme Yaraner, die den Schrott plündern. Unser erfahrener Captain weiß es allerdings besser. Der Konvoi legt einen Halt ein und Ramirez schickt einen neuen Rekruten, um die Lage zu sondieren. Unser Private klettert mit der Waffe im Anschlag vom Truck —

-- und das ist der Augenblick, an dem die Hölle aufbricht. Die Frau verbindet einen Schlauch mit einem der Farbeimer und entfesselt einen schrecklichen Flammenstrahl, der den armen Soldaten sofort einhüllt. Der Konvoi bricht auf und speit Kugeln auf die Frau während ihre Begleiter die Flucht ergreifen.

Am Ende sind zwei Menschen tot: ein yaranischer Soldat und ein Terrorist. Und all das passierte in nur wenigen Sekunden.

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Aber wir haben keine Zeit für Trauer – wir müssen einen Einsatz zu Ende führen. Während die Soldaten den Körper bei den Medizingütern verstauen, schüttelt der Captain den Kopf. Es ist nicht das erste Mal, dass er einer solchen Waffe begegnet. Die Terroristen verwandeln alles in ein Werkzeug der Zerstörung. Er hat schon von improvisierten Raketenwerfern, EMP-Geräten und sonderbaren Vorrichtungen gehört, die Compact Discs verschießen. Und wer stellt sich zwischen Yara und dem Chaos von Libertad?

Mutige Männer wie Captain Ramirez und der junge Private, der sein Leben bei der Verteidigung unserer Freiheit gelassen hat.

Auf unserem Weg durch kleine Städte und entlang weitläufiger Farmen erklingt die Stimme von Presidente Castillo aus dem Radio. Alle Soldaten im Konvoi verstummen. Der Präsident verpflichtet sich und seine Nation zu ewiger Wachsamkeit. Er erklärt, dass er keine Gnade für jene kennt, die den Frieden bedrohen. Seine Worte sind der perfekte Balsam für unsere ins Strudeln geratenen Seelen.

Irgendwie ist dieser Konvoi wie unsere Nation. Wenn wir wachsam sind und uns darauf vorbereiten, Opfer zu bringen, erreichen wir unser Ziel: das Paradies.

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